Sturm Protokollant: Wolfgang Gulis
Foto: GEPA Pictures
Gesprächspartner: Franco Foda
Thema: Die Zeit als Aktiver im Sturm-Dress
Graz, im Mai 2016
Sommer 1997, ich war mit meiner Familie gerade auf Urlaub in Griechenland. Da läutet das Telefon. Ein gewisser Kartnig ist dran, vom SK Sturm aus Graz. Er suche einen Libero, sie wollen unbedingt Meister werden, der Schupp hat mich empfohlen. Ob ich nicht kommen will, was mit aufbauen. Nun ja, ich hab nicht nein gesagt, also redeten wir weiter. Ich hatte eine Option mit Basel, war mir da aber nicht ganz sicher. Also hab´ ich Markus Schupp gefragt, wie das so aussieht in Graz: Aufbruch im Verein, Trainer ist der Osim, dazu ein ehrgeiziger Präsident, ein neues Stadion, das gerade im fertig werden war, nette Stadt. Das klang alles ganz spannend und sympathisch und dann hab´ ich mich entschieden.
Es war gut, dass ich vom neuen Stadion schon wußte, denn die Trainingsanlagen und die Gruabn waren zuerst eher abschreckend. Aber dann das erste Spiel im neuen Stadion gleich gegen den GAK. Ich kannte ja große Stadien, etwa in Stuttgart. Da waren Woche für Woche 60.000 Leute da, aber das Liebenauer Stadion hatte etwas enges, kompaktes und die 15.000 Leut´ machten ordentlich Stimmung. Wer dabei war, vergisst das Match nicht. Ein 4:0 gegen den Stadtrivalen, das muss man sich vorstellen. Die Stimmung war unbeschreiblich. Das Stadion hat getobt. Natürlich standen die Kreativspieler im Mittelpunkt, aber es ist halt auch eine alte Fußballerweisheit, dass die Verteidigung den Grundstein legt. In dem Jahr haben wir nur 28 Gegentore erhalten. Gegen den GAK haben wir mit einer Dreier Kette gespielt: Milanic und Popovic und ich in der Mitte, als Libero. Mir ist das Spiel auch noch schmerzhaft in Erinnerung, ich hab´ nach einem Zusammenstoß mit dem (Herfried, Anm. d. R.) Sabitzer mit einem Nasenbeinbruch zu Ende gespielt.
Markus (Schupp) und ich waren ja die älteren. Als wir zur Truppe gestoßen sind, war ich im 31. Lebensjahr. Zu Osim hatte ich ein normales Trainer-Spieler Verhältnis. Er behandelte uns Routiniers mit Respekt, ließ uns Freiheiten am Platz. Aber er verlangte auch mehr von uns, wenn es um das Umsetzen von Anweisungen oder um die Verantwortung für die Mannschaft ging. Das erste Meisterschaftsjahr war schon eine der unglaublichsten Saisonen, die ich miterleben durfte. Wir waren ja schon zu Ostern Meister, dann das lezte Match gegen die Admira. Dann der Auto-Korso in die Innenstadt. Die Stadt stand kopf. Ich hatte ja den Vergleich zu den Cup Triumphen und Siegesfeiern in Kaiserslautern, Leverkusen und Stuttgart. Aber der erste Meistertitel in Graz? Das war nochmal was anderes. Wenn ich an die Herrengasse denke, die voll mit glücklichen Menschen war – das erlebt man nur ein Mal.
Was mir noch in Erinnerung geblieben ist: Mein einziges Meisterschaft-Tor für Sturm. Es war gegen die Austria Wien. Wir haben 3:0 gewonnen. Es war eine Kontersituation, ich bin nach vor gesprintet und habe den Angriff mit dem Fuß abgeschlossen, das 3:0. Übrigens, damals stand der Kreissl im Tor der Austria, unser neuer Geschäftsführer Sport. Ein wirklich wichtiges Tor hab´ich im Cup gemacht. Es war das Finale 1999 gegen den LASK. Ich hab im Elferschiessen den entscheidenden Penalty verwandelt.
Meine Karriere ging dann 2000/2001 zu Ende. Ich war im 35. Lebensjahr, es war klar, dass ich mit Ende der Saison aufhören würde. Ich war auch verletzt, der Kader veränderte sich, ich bin nur mehr selten zum Einsatz gekommen. Ausgerechnet im letzten Einsatz im Herbst gegen SW Bregenz bin ich dann ausgeschlossen worden. Das einzige Mal im Sturm Dress. Leid hat mir getan, dass ich beim letzten Match nicht mehr kurz eingetauscht worden bin, um mich von den Fans verabschieden zu können. Ein altes Sprichwort sagt, wenn´s am schönsten ist, soll man aufhören – und das hab ich getan. Wir waren 2001 ja in der 2. Runde der Champions League, 2x Meister und 3x Cupsieger. Was will man mehr?
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In den schwarz-weißen Protokollen erinnern sich Protagonisten und Statisten der Geschichte des Sportklubs Sturm an herausragenden Leistungen und legendäre Momente.