Sturm Echo #341

Im aktuellen Sturm Echo 341 geht es hauptsächlich um die legendären Stürmer, die uns in Erinnerung geblieben sind und uns manchmal allzu rasch abhanden kommen (Marco Djuricin). In den Schwarz-weißen Protokollen lassen wir einige lustige Episoden der Militärmusik am Sturm Platz wieder auf leben. Ein Interview mit Manfred Groicher.

Schwarz-weiße Protokolle

Sturm Protokollant: Wolfgang Gulis

Foto: Johann Dietrich

Gesprächspartner: Manfred Groicher, Vizeleutnant a. D.

„Und irgendwann bin ich ausgeschert und allein aufs Tor zumarschiert.“

Da ham die Leut g´lacht, wie ich Lackl mit dem großen Instrument hinter den anderen herg´laufen bin. Aber das war Teil unserer Choreografie. Es haben mich später dann immer wieder Leute angesprochen. „Hey, die kenn i. Sag mal, bist du nicht der Militärmusiker, der damals mit dem Sturm Schal in der Tuba in der Gruabn marschiert ist?“ „Ja“, sag ich. Dann ist a Gaudi und ein Getränk gibt’s gleich dazu. Genau genommen hab ich ja ein Sousaphone gespielt, aber unter Tuba weiß ja jeder, wie das ausschaut und was man spielt.

Also die ganze Geschichte war a so: Sturm hat uns zur Neueröffnung der Gruabn eingeladen. Damals hat die Militärmusik solche Aufträge annehmen können. Heute gibt’s da genaue Regeln und Dienstvorschriften und Überstundenregelungen. Wir haben uns vor dem Spiel in der Mitte aufgestellt und sind dann am Rasen marschiert, haben unsere Formationen gemacht. Da spielt man Märsche, weil die passen am besten fürs marschieren. Logisch. Und irgendwann bin ich aus der Formation ausgeschert, allein aufs Tor zumarschiert und dann kam der Sturm Schal aus dem Schalltrichter oben raus. Ich habe ihn zuvor oben hineingesteckt und meine Frau hat daran ein Schnürl festgenadelt, das raushing. Als es soweit war, hab´ ich am Schnürl gezogen. Dann musste ich wieder zur Truppe zurück, im Laufschritt. Na, des war a Hetz für die Leut, de ham g´jubelt.

Ich kann mich an drei Mal erinnern, dass wir für Sturm gespielt haben. Bei der Neueröffnung der Gruabn, bei einem Derby gegen den GAK und dem Europacup Match gegen Verona . Beim Derby Sturm – GAK waren zwei Trompeter, die sind zuerst im Publikum gesessen, der eine im Sturm, der andere im GAK Dress. Nach dem wir angefangen haben, sind sie runter aufs Feld. Die Ordner wollten sie zuerst gar nicht lassen, die waren nicht eingeweiht. Aber die zwei habens geschafft und sich dann sich quasi ein Trompetenduell geliefert. Ich hab meine Trommel mit Isolierband, wie sie die Elektriker verwenden, schwarz-weiß beklebt, die Sturm Farben. Das war eine Arbeit, da bin ich lang gesessen. (lacht)

In der Truppe selbst gab´s alles. Einige, die sich für Fußball überhaupt nicht interessiert haben, einige die halt so normal interessiert waren, aber auch eingefleischte Anhänger von Sturm. Ein paar Rote gab´s natürlich auch.

Geboren bin ich 1947 in Fohnsdorf. Bin mit dem Heinz Schilcher in die Volksschule gegangen. Aber danach haben sich unsere Wege getrennt. Er, ins Gymnasium nach Judenburg, ich in die Hauptschule Fohnsdorf. Klavier spielen habe ich mit 7 Jahren schon begonnen. Bin dann aufs Schlagzeug umgestiegen. Als ich dann zum Bundesheer gekommen bin, habe ich mich gleich zur Musik gemeldet. Da stand die Entscheidung an, Flöte oder Tuba. Hab mich für die Tuba entschieden, dann später für die große Trommel. Flöte hätte den Vorteil gehabt, dass du sie in die Jackentasche einstecken kannst, das geht bei der Tuba nicht (lacht). Das Militär? Mein Gott ja, war halt auch, aber ich hab es mit der ganzen Disziplin und so nicht gehabt. Die Frau von einem Offizier hat einmal zu mir gesagt: „Es gibt Soldaten, es gibt Uniformträger und dann gibt’s solche, wie dich“. Darüber lach ich heute noch.

Ach ja, das wollt ich noch erzählen. Ich hab sogar ein Autogramm vom Osim, bevor´s noch der Kartnig gehabt hat (lacht). Da gibt es immer einen Gedenktag in Graz mit den Bosniaken, zur k.u.k. -Armee, erster Weltkrieg und so. da haben wir gespielt. Der Osim war damals Ehrengast. Und da hab ich mir gedacht, das ist der Moment. Hab das Marschbüchl genommen, aufgeschlagen bei Marsch Nr. 16 und bin hin zu ihm. „Herr Osim würden sie so nett sein?“ Er schaut drauf, liest den Titel von Nr. 16: „Die Bosniaken kommen“. Er lacht und sagt: „Ach, de san eh schon da.“ Jetzt ist es schon ziemlich vergilbt, aber man kann´s noch lesen.

In den schwarz-weißen Protokollen erinnern sich Protagonisten und Statisten der Geschichte des Sportklubs Sturm an herausragenden Leistungen und legendäre Momente.