Serie: Allen was gemeinsam; Teil 2: Große Blase brauchst

In unregelmäßigen Abständen erscheinen in der Serie „Allen was gemeinsam“ Episoden, Beiträge, Kommentare aus dem Alltagsleben. Wie der Titel schon sagt, haben sie etwas gemeinsam. Doch, wenn Sie es nicht gleich erraten, macht das nichts, es geht ja von Episode und Episode weiter! Also urteilen sie nicht zu schnell und voreilig. Viel Spass beim Lesen und Denken und die Auflösung gibt es so nach und nach.

Große Blase brauchst

Es war gut, dass der Sommer 2014 kühl und verregnet war. Die Bundesliga und der ORF hatten ein Fußballspiel an einem Samstagnachmittag um 16:00 Uhr angesetzt – im August! Da hätte es mühelos 30 Grad und mehr im Schatten haben können. Hatte es aber nicht, im Gegenteil es gab kühle 19 Grad. Der Himmel war bewölkt. Für ein Fussballmatch gute Bedingungen. Glück für die beiden, so hielt sich das Schimpfen in Grenzen.

Im mittlerweile in die Jahre gekommenen Stadion, das berühmt – berüchtig für seinen tiefen Betongraben um das Spielfeld herum ist – fanden sich am diesem Urlaubssamstagnachmittag knapp 9.200 Zuschauer und Zuschauerinnen ein. Das ist nicht ganz schlecht, aber auch nicht wirklich gut.

Die UPC Arena – wie sie mittlerweile heißt – war nicht ganz zu 2/3 voll. Obwohl viele das Stadion noch immer als Arnold Schwarzenegger Stadion abgespeichert haben. Was an sich schon ein Treppenwitz der Geschichte ist. Schwarzenegger hat so viel mit Fußball zu tun, wie die berühmte Kuh mit dem Radfahren.

Das Spiel beginnt eigentlich gut. Eigentlich. Sturm ist unerwarteterweise sehr aktiv und drängt auf den Führungstreffer. Wir – Edith, meine Frau und ich – sitzen mit den üblichen Verdächtigen auf unseren Aboplätzen und folgen dem Geschehen auf dem Grün. Nach nicht mal 8 Minuten steht es unerwarteterweise plötzlich 0:1 – aus der kurzen Drangphase wurde ein Rückstand. Das Spiel flaut danach ab. Mit dem Spielstand geht es in die Pause.

 Pausenprogramm

Wie immer zur Halbzeit verliessen wir unsere Plätze, um in der Pause mit anderen Aficionados zu fachsimpeln, auch zu scherzen, um das Drama, das in letzter Zeit allzu oft sich auf dem Platz abspielte, nicht allzu ernst nehmen zu müssen. Man braucht ja Lockerung, Entspannung. Sonstige Bedürfnisse werden nebenbei befriedigt: Brezen, Wurstsemmeln, Bier kaufen, Clo gehen.

Edith – wohl wissend, was sie erwartet – geht gleich zur Toilette und findet sich in einer Schlange wider. Diese besteht aus ca. 13-14 Frauen. Nun, das ist an sich nichts Neues. Die Zahl der weiblichen Zuseherinnen ist in den letzten Jahren gestiegen. Wir stehen herum, quatschen und blödeln. Gegen Ende der Pause entscheide ich mich, doch auch die Toilette aufzusuchen, man muss ja nicht unbedingt eine ganze Halbzeit – also 45 Minuten – seine Blase strapazieren. In der Herren Toilette, die nur wenige Meter von der Damen Toilette weg ist, geht es ruck zuck. Schließlich sind ja auch an die 12 Pissoirs und zusätzlich noch zwei Kabinen vorhanden, ausreichend. Also, ich geh rein, entrichte meinen Obolus, immerhin 30 Cent pro einmal Pisseln, hab´ freien Zugang zu einem Pissoir, verrichte mein Geschäft und bin im Nu wieder draußen. Meine Frau ist mittlerweile in der Schlange vorgerückt, hat aber noch immer 3 Frauen vor sich.

Die Pause geht zu Ende. Ich hüpfe zurück auf die Tribüne zu meinem Platz, meine Frau leidet vor den Toilettentüren. Die 2. Halbzeit beginnt. Drei Minuten sind bereits gespielt, als meine Frau endlich die Stufen herauf gehetzt kommt, sich durch die Sitzreihe schlängeln muss und sich endlich auf ihrem Platz wieder findet. Erschöpft fragt sie: „Was passiert?“. „Nein“, gebe ich wahrheitsgemäß zurück, den Blick fest auf das Spiel geheftet.

Sie meint: „Da brauchst echt a große Blase. Ich frage mich, was Frauen auf der Toilette so lange tun?“ Abgesehen davon, dass ich mich das auch frage, stellt sich für mich eine andere, viel drängendere Frage? Aber die wollte ich hier nicht näher erörtern, denn es war an Sturm meine Aufmerksamkeit zu fesseln, denn sie begannen auf den Ausgleich zu drängen…