Das Sturm Buch zum Doubel Meisterjahr 2024
Am 19. Mai 2024 wurde schwarz-weiße Fußballgeschichte geschrieben. Die langjährige Dominanz des Ligakrösus aus Salzburg wurde gebrochen, Sturm errang in einem wahren Herzschlagfinish nach 1998/99 zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte das Double.
Das Buch „Doublejubel“ erzählt die Stationen des Triumphs in Bildstrecken nach und präsentiert die Hintergründe für den sportlichen Höhenflug, der das Ergebnis konsequenter Arbeit des seit 2020 amtierenden Teams Ilzer und Sportdirektor Andreas Schicker ist. Statements von Asima Osim, der Witwe des Jahrhunderttrainers Ivica Osim, sowie anderen prominenten Fans wie Multitalent Paul Pizzera, Autorin Valerie Fritsch oder Liedermacher Gert Steinbäcker („Steiermark“) bieten subjektive Zugänge. Die Kult-Band White Stars wiederum wird für ihren Song „SK Sturm ist neuer Meister“ gewürdigt. Als Appetizer zum Buch können Sie hier das „Protokoll“ mit den White Stars nachlesen.
„Ihr seid doch die White Stars, oder?
Sturm Fans war wir Reischl Brüder schon als Kinder. Oft konnten wir uns den Eintritt für ein Match aber nicht leisten – es waren die Nachkriegsjahre, unsere Eltern hatten nicht viel.
Also haben wir uns bei Sturm als Getränkeausträger angedient und am Matchtag „Kracherln“ verkauft. So durften wir in die Gruabn, konnten uns ein paar Schillinge verdienen und haben auch die Spiele ein bisschen mitverfolgen können. Später, in den 1960er wir dann schon Stammgäste in der Gruabn und haben unsere Idole Heinz Russ, Heli Wagner, Kurt Reisinger und Fredl Murlasits angefeuert.
Einmal besuchten wir den Sturm Ball, der vom Anhängerklub im Gasthof zum „Wilden Mann“ organisiert wurde. Da kam der damalige Präsident Gert auf uns zu und fragte: „Ihr seids doch die White Stars, oder? Was für eine Ehre. Damals waren wir noch am Anfang der Karriere, blutjung, waren aber schon ein bissl bekannt. Und dann fragte er auch noch, ob wir nicht nächstes Jahr beim Sturm Ball spielen wollten. Wir waren ganz aus dem Häuschen und haben sofort zugesagt. Dann griff er in die Hosentasche, holte 4.000 Schilling raus, drückte sie uns in die Hand und sagte: „Als Anzahlung, damit ihr auch wirklich kommt.“ Von da an, über die nächsten 15 Jahre, wurden wir immer als Show- und Tanzband für den Ball engagiert.
Frühjahr 1981. Sturm war auf dem Weg zu seinem ersten Meistertitel und wir komponierten das Lied „SK Sturm ist neuer Meister“. Es gab damals, wie heuer auch, ein Herzschlagfinale, in der letzten Runde mussten wir „nur“ noch Rapid besiegen. Unsere Plattenfirma hatte 1.000 Schallplatten aufgelegt, und wir standen schon in den Katakomben des alten Liebenauer Stadions – bereit für den Auftritt bei der Meisterfeier nach dem Spiel. Aber wie wir wissen, verlor Sturm das Spiel leider mit 1:4 und der Teller ging an die Wiener Autria, die ausgerechnet den GAK mit 6:1 besiegt hatte.
Es muss zwei Jahre später gewesen sein, da trat der Verein mit dem Wunsch nach einer neuen, offiziellen Sturm-Hymne an uns heran, was bei uns natürlich eine Riesenfreude auslöste. Wir komponierten das Lied „Hier regiert der SK Sturm“, das auch als Single veröffentlicht wurde. Auf der B-Seite kam auch das „81er Meisterlied“ heraus – nur etwas umgetetxtet. Wir sangen „SK Sturm wird neuer Meister“. Die Hoffnung stirbt ja – wie wir wissen – zuletzt.
Gut zehn Jahre später begann dann die grandiose Ära mit Trainer Ivan Osim und wir holten endlich – 1998 und 1999 – die ersten beiden Meistertitel. Es dauerte noch einmal etwas mehr als zehn Jahre bis das Lied sein erstes Comeback feiern konnte. Als Sturm 2011 den dritten Meistertitel holte, haben sich die Vereinsverantwortlichen nämlich an unseren alten Hit erinnert. Wir mussten den Text bloß wieder mehr an die allererste Version angleichen – jetzt stimmte das mit dem Meister schließlich wieder.
Heute sind wir sozusagen in der Musikerpension. Unsere ursprünglichen Gitarristen, Peter und Michael, sind in den letzten Jahren leider verstorben. Insofern war der Auftritt bei der Double-Feier am Grazer Hauptplatz ein besonderes und einzigartiges Revival, das es vermutlich nicht mehr so oft geben wird. Wir sind auf der Bühne gestanden, waren bereit für den Auftritt, mussten aber noch warten bis wir das Signal für den ORF Liveeinstieg bekamen. Die Fans haben aber schon unser Lied „Sturm ist neuer Meister“ gesungen und zwar nicht nur den Refrain, sondern auch jede einzelne Strophe. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das klingt, wenn Tausende Leute dein Lied singen. Das ist ein wunderbares Gefühl, wir hatten alle eine Gänsehaut auf der Bühne. Wir haben in unserer Karriere viele Höhen erlebt, aber diese Double-Feier war sicher eine – späte – Krönung.
Protokollant: Wolfgang Gulis