Musik bleibt Trumpf

Antworten auf nicht gestellte Fragen.

Arpeggio

Ich muss ehrlich sagen, ich bin enthusiasmiert. Ich verneige mich vor dem Redaktionsteam und danke ihm von Herzen. Ich möchte euch alle einzeln umarmen, so freu ich mich. Ich überlege mir glatt, euch ein Lied zu widmen. Dass ihr euch das Thema ausgesucht habt! Als hätte ich es euch eingeflüstert, als wäre ich euch im Traum erschienen. Toll. Endlich kann ich einmal alles loswerden, was ich antworten würde, wenn ich zum Thema Musik befragt werden würde, was ja leider niemand tut.

Intro

Ich trinke bei Auftritten kaum Alkohol, höchstens ein Bier oder einen weißen Spritzer und rauchen tu ich auch nichts. Was überraschend ist, wenn man die Szene ein wenig kennt. Ich möchte präsent sein. Ich möchte es genießen, mein Herz bis zum Hals klopfen hören und nicht auf der Bühne rumtaumeln. Andere mögen das vielleicht. Das ist nichts für mich. Klingt das puritanisch? Ist es auch. Aber live spielen ist an sich schon rauschhaft schön. Da brauch ich keinen zweiten Rausch.

Was im Gegensatz zum zuvor Gesagtem jedoch kaum überrascht:

„Der LP- und CD-Verkauf bei den letzten beiden Produktionen war mau.“

„Geht eh allen so.“

„Aber dann muss ich das nicht auch noch wiederholen, nur, weil der Markt es verlangt.“

„Wir sind eine Generation, die mit haptischen Tonträgern aufgewachsen ist?“

„Jo eh, aber die Auflage war schon gering und trotzdem stehen im Keller noch immer einige Schachteln … ist sinnlos, quasi auf Halde zu produzieren.

Kaufen wird die niemand mehr. … Ich bringe es einfach nicht übers Herz, sie wegzuwerfen.“

„Hmm… irgendeine Aktion starten?“

„Was für eine Schande.“

Schüttelt den Kopf.

„Ich werd´ das sicher nicht …“

„Was?“

„…das sollen die machen, die meine Wohnung und den Keller ausräumen, wenn ich nicht mehr bin.“

„Ach so, ich dachte die Aktion…“

Motiv

Fette Autos auf den Straßen,

alle dreschen hier Phrasen.

Diese Stadt lässt keine Luft für Hobbys,

Hauptsache ist das Nicken der Lobbys

Für diejenigen, die mich nicht kennen und das werden jetzt eher mehr sein; ich bin eine kleine, unbedeutende Leuchte im „Musik-Showbiz“. Da muss ich ehrlich zu ihnen sein. Da brauche ich nichts herumdeuteln. Sie werden also keinen Promiklatsch und Namedropping bekommen. Im letzten Herbst bin ich nach einem Gig durch die Menge gegangen und wollte LPs oder CDs verschenken. Der Gig kam gut an. Also dachte ich mir, ich mache ihnen eine Freud´. Der Erfolg war ernüchternd. Ganze 2 CDs und 1 LP durfte ich verschenken! Ja, sie lesen richtig, verschenken.

Die häufigste Antwort war: Würde ich gerne, aber womit soll ich es abspielen? Das zeigt neben meinem eigenen Dilemma auch den Niedergang der Trägermedien LP und CD in der Musikbranche.

Adagio

Bei mir hat es früh angefangen. Ich bin als kleines Kind immer am Mittwochnachmittag vor dem Radio gesessen und habe die Ö3 Hitparade gehört. Da waren Songs wie Ay no digas, Mama Loo oder California Dreaming am Start. Zuhause gab es auch eine recht passable Singleplattensammlung, quer durch die Epochen; von Elvis Presley über Otis Redding, Muddy Waters, Tom Jones, Katharina Valente und Nana Mouskouri bis zu Scott Mc Kenzie und Middle of the road. Woher die Sammlung kam, weiß ich nicht, wohin sie ging schon. Meine Mutter schenkte sie irgendwann ihrer Schwester, damit diese sie am Flohmarkt verhökern konnte. Eine Schande.

„Diese abgefahrene Sprache, die wir da alle verwenden, …“

„Was meinst?“

„Na Tretminen zum Beispiel.“

Lächelt und nickt.

„Oder Overdub, Backline oder Setup.“

„Stimmt, is´ … speziell…“

„…oder, wenn wir versuchen, dem anderen beizubringen, welchen Sound wir gerne hören würden.“

„Ja, ja genau:

Vielleicht könntest es bissl sphärischer machen, aber nicht esoterisch und mehr Delay.“

„Gib den Fuzz raus und mach den Oktaver an.“

Lachen.

Ich komme aus einer musikalischen Familie, das habe ich lange Zeit nicht so wahrgenommen. Sie haben es gut versteckt; war der ungeliebte Teil der Familie, zumindest aus der Sicht meines Vaters. Mein Uropa war Musikprofessor, hat jahrzehntelang bis 1940 am Konservatorium des Grazer Musikvereins, unterrichtet. Opa spielte eine Zeit lang im Opernorchester Oboe und meine Mutter Klavier. Mit Familiengründung, Heirat und Arbeit war es vorbei.

Erst als sie in Pension ging, fing sie wieder an. Also trage ich auch durch meine Existenz ein wenig Schuld, dass das verschüttet wurde.

Barfuß durch den Schnee zu gehen

Das letzte Kleid an ihrem Leib

Endloses Warten, um ihr Los zu erzählen

Sehnsucht, die über die Grenzen treibt.

Evidenzbasiert

Studien besagen, die wenigsten Zuhörenden hören auf die Texte. Sie nehmen alles Mögliche wahr. Aber die Worte und deren Bedeutung kommen erst später in den Fokus der Aufmerksamkeit. Wobei es zwischen deutschen und englischen Texten etwa wenig Unterschied gibt. Selbst die „Native Speaker“ verstehen oft nur Bruchstücke und einzelne Zeilen. Also, sie sind in guter Gesellschaft, wenn sie nix verstanden haben!

In den meisten Fällen wäre es – vor allem bei Live Konzerten – völlig wurscht, ob der Gesang tatsächlich was meint oder einfach nur irgendein lautmalerisches Geschwurbel ist. Ich denke da nur an „Obladi Oblada von den Beatles oder Mama Loo von den Les Humpries Singers“.

Das betrifft nicht nur den radiotauglichen Pop/Schlager. Es gibt auch viele Beispiele, insbesondere auch von Musikkünstler*innen, wie Bob Dylan oder David Bowie, bei denen die Texte assoziativ, nahezu unverständlich, eher nach lautmalerischen Kriterien ausgewählt worden sind.

Dann finden wir noch im unendlichen Liederfundushimmel diejenigen, die gnadenlos missverstanden worden sind; wie etwa „Every breath you take“ von Police oder der Gassenhauer „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens, die ja eine gegensätzliche Bedeutung zu ihrem Einsatz auf Partys, Hochzeiten und als Mitschunkellieder besitzen.

Kontrapunkt

… und dann sehe ich einen im Publikum, der den Refrain von „Tut mir leid“ mitsingt. Der kennt den Text! Und ein anderer kommt nach dem Konzert zu mir und fragt mich nach Details zur Geschichte in dem Lied „An den Grenzen“.

Und dann kommt eine Frau nach dem Konzert zu mir und sagt: „Schade, dass die Texte so schlecht zu verstehen waren. Sie wären es wert gewesen, dass man sie versteht“ und geht.

Und dann geht am nächsten Tag ein Mail ein, mit folgendem Text:

„Wir haben euch heute beim Lendwirbel live gesehen. Das war eine Art von Offenbarung. Du hast eine erstaunliche Stimme.“

Die klassische, akademische Herangehensweise an Musik sagte mir nichts. Der Musikunterricht wurde abschreckend gestaltet, ohne Freude. Das modernste, was wir zu hören bekamen, war Jesus Christ Superstar. Einmal durften wir eine eigen Platte mitbringen und sie vorspielen. Ich hatte von Genesis „Foxtrott“ mitgenommen. Na bravo, da konnte ich mir was anhören.

Ich hatte das ganze System – Quintenzirkel, Noten- und Harmonielehre – abgehakt, war im Widerstand zum weißen Mantel tragenden Lackaffen von Lehrer. Ein Fehler, im Nachhinein; erkannte ich aber erst 30 Jahre später. Es wäre so wichtig gewesen, die Strukturen zu verstehen und die Techniken zu kennen, um komponieren zu können. Als ich einige Harmonielehrestunden nahm, den „Aha Effekt“ hatte und plötzlich wusste, was ich tat, öffnete sich eine neue Welt.

Zu Hause hatte ich den Schwenk zur Glam- und Hard-Rock Phase vollzogen: Slade, Kiss, Alice Cooper, Bowie und Sweet sowie Uriah Heep, Led Zeppelin, Deep Purple … die eben.

Ein guter Teil davon war nur dem puren Widerstand und der Provokation geschuldet. Hat gut funktioniert, was hatten wir Auseinandersetzungen darüber.

Eigentlich hätte Punkmusik besser zu mir gepasst, aber die Welle kam zu spät. Da war ich über die radikale DIY-, Autoritätenablehn- und Anarchophase schon hinweg. Ich meine: Slade? Ich sollte mich schämen, aber so war´s.

Unter mir unsicheres Terrain

Geröll gegen meine Standfestigkeit.

Ich bekomm die Kraft zu spüren

und bin schnell am Weg nach draußen.

Faktenbasiert

Auf den Streamingplattformen und bei den Airplays ist unser Erfolg überschaubar. Es sind unter 1.000 Streams pro Nummer, etwa bei Spotify. Dort bekommen die Künstler*innen laut Recherchen 0,0041 Euro pro Stream.

Also lässt sich leicht ausmalen, wie hoch der Verdienst ist: Bescheiden.

Früher gab es wenigstens in den Autos noch einen CD-Player. Da konnte man beim Autofahren CDs hören. Aber auch das ist nahezu vorbei. Bluetooth und USB-Anschlüsse sind in. Obwohl, wir machen gute Autofahrmusik.

„…definitiv…Yanis stellt ja die Musik für die Fahrt zusammen und g.u.l.i.s. ist immer dabei.“

„Echt und was?“

„Ganz verschieden, „frog in the box“ natürlich, „Nadine“, war heuer mit dabei.

„Wow.“

„Ich sag dir ja immer wieder, deine Musik kann voll mithalten.“

„Und was ist da sonst so drauf?“

„… lass mich überlegen, … also David Bowie fällt mir ein, Manéskin, Queen, Falco, Human League.“

„In prominenter Gesellschaft.“

Vielleicht wollte er mir auch nur schmeicheln, aber jedes Jahr dabei sein, ist doch auch schon ein kleiner Orden, nicht wahr?

Ich stellte mir zu Hause mein eigenes Schlagzeug zusammen, aus Waschmitteltrommeln, aus Karton, später Plastik, die es damals gab. Die eigneten sich sehr gut. Je nach Füllmenge waren sie Toms oder Basstrommeln. Eine dünne Holzplatte diente mir als Snare. Die Becken bestanden aus Schreibtischlampen, Schüsseln, Kochtöpfen und Deckel und ähnlichen Lärmerzeugern. Der war beträchtlich. Meine Eltern fuhren regelmäßig aus der Haut. Die Sticks waren entweder Kochlöffel oder andere Hölzer, etwa Bambus Staberln. Aber das Trommeln lag mir. So typische Blues- und Rock Rhythmen spielte ich ganz passabel mit. Mit dem Krach verbaute ich mir aber jeden Wunsch auf ein richtiges Schlagzeug. „So was kommt mir nicht ins Haus.“

Deskription

„Und was macht´s ihr so für eine Musik?“

„Hm, schwer zu beschreiben.“

„Naja so ungefähr halt, eher Rock oder Jazz oder?“ „…Na, Jazz net, obwohl schon auch viel, also so

also so Improvisation mit… aber die typischen Jazz Attitüden…

„…also Rock, mehr hart?“

„Naja schon Rockelemente hm, aber selten äh richtig hart…

„Mehr Indie?“

„Ja vielleicht, aber wir haben eben auch Elektronik Parts und die eine oder andere Nummer ist auch eine Ballade, so Singer-Songwriter …“

„Verstehe.“

„…und Country Teile“

„Mmh“

„und Folk ist auch…“

Hebt die Arme.

„Ist gut, ist gut.“

Der konnte nix damit anfangen. Ich verstehe die Frage ja, irgendwie. Aber diese Punzierung und der damit verbundene Ausschluss derjenigen, die nicht ins Schema passen. Gerade im „Musikbusiness“ sind die Ordnungen besonders krass. In einem Jazz Klub würden wir nie eingeladen werden.

Man wir in Genres eingeteilt, Zuordnungen vorgenommen und Abgrenzungen gezogen. Die werden mit heiligem Ernst verteidigt. Wenn es welche gibt, die dazu gehören, die die „richtige Musik“ spielen, dann muss es auch welche geben, die die falsche Musik spielen. Wir rasseln durch alle Genreordnungen hindurch, aber sowas von. Den Vorwurf des epigonalen kann man uns definitiv nicht machen.

Dissonanz

Die Bühne ist eng, wir zwei haben mit unseren Geräten, Mikros und Instrumenten gerade Platz. Links die Eingangstür, rechts die Theke. Schmaler Gang, der Bar entlang. Links noch zwei Tische, ein Fenster. „5 Hansln“ sitzen an der Bar, wie immer. Die Musik aus der Konserve ist Hard Rock und Metal. Der Chef weist uns ein, stellt uns was zum Trinken hin. Es kommen einige ins Lokal, die verdrücken sich aber alle in den ersten Stock; was immer dort los ist, abgesehen von der Toilette, es ist attraktiver. Wir warten.

Aber es kommt nix mehr. Also starten wir. Null Reaktion, die reden genauso weiter, wie sie davor geredet haben. Kein Blick, kein Nicken, kein Klatschen. Daran ändert sich auch nichts mehr. Wir machen eine Pause. Hard Rock ebbt aus der Konserve wieder auf. Ich will aufhören, nicht nur jetzt, sondern überhaupt. Das ist zu deprimierend.

„Es fällt eh nicht auf, wenn wir nicht mehr spielen und der Chef ist mittlerweile auch schon verschwunden.“

„Kommt überhaupt nicht in Frage, da müssen wir durch.“

„Nein.“

„Wir machen weiter.“

„Oh nein.“

„Oh doch! Sehe es als Probe.“ Seufz.

Es blieb nicht so. Die Zahlen bei Konzertbesuchen stiegen. Es geht über den Bekanntenkreis langsam aber sicher hinaus. Es gibt Momente, an denen wir auf der Bühne den Ruck merken, die Energie spüren, wie das Publikum kollektiv den Atem anhält, gebannt lauscht und mitgeht. Unlängst wurde sogar getanzt, gleich von mehreren und fast durchgehend. Zum Schluss bekamen wir sogar Blumen geschenkt! So wollen wir das.

Interlude

Irgendwann im Verlaufe der Pubertätsjahre stand ich dann mit dem Tennisschläger, der die E-Gitarre ersetzte und einem imaginären Mikro im Zimmer und imaginierte den Show Act. „Auf der Bühne vor tausenden Leuten“.

Schulfreunde gründeten eine Band. Feuchte, modrige Ziegelwände, abgestandene Luft von Zigaretten, Bier und testosterongeschwängerter Bubenschweiß gesättigte Probenraumluft bekam ich zu riechen, dachte, danach riecht der Anfang vom Erfolg. Ich stand nur an der Outlinie. Ich war dabei, aber es war kein Platz. Ich war auch zu schlecht, ganz ehrlich, was konnte ich schon!

Markus: „Okay, was mach ma heit?“

Ich: „Äh ja … ich dachte an was Neues?“

Toni: „Yo, lass hören.“

Ich: „Gut, also was spiel ich euch vor.“

„…Ah das. … heißt äh … Helikopter. Hm, … geht so.“

Ich spiele das Lied vor. Im Laufe des Vorspiels beginnen alle drei, einzusteigen; dürfte nicht gut geklungen haben.  

„Na, so halt … Aber ihr könnt euch …“

Markus spielt weiter, ich muss zum Mikro, damit mich die anderen hören.

„…vorstellen was…“

Markus: „Ja, spiel´s nochmal.“

Gesagt getan.

Toni: „Ich hör da was raus, wart mal.“

Beginnt einen Basslauf, der an einen The Cure Song erinnert.

Markus: „Cool, weiter.“

Sie spielen es zu zweit.

So geht’s weiter. Ich werde zur Loop-Maschine.

Ausprobieren und verwerfen. Festzurren und anpassen. Irgendwann gibt es den berühmten Moment, wo wir wissen, jetzt sollten wir es aufnehmen. Jetzt ist es gut. Noten brauchen wir nicht, wir haben die Aufnahmen, zum Erinnern, um es amtlich zu machen.

Junge Mädchen in voller Montur,

Bereit für die nächste Diätkur.

Junge Männer in voller Montur,

Bereit für die nächste Diktatur.

Break

Im Radio hörte ich von einem Schulmassaker mit Schusswaffen in den USA. Der zuständige Sheriff sprach vor den Medien und erklärte: „the whole squad is in a stable condition“. Die Beamten vor Ort, ähm… sind ihm das wichtigste? Das wären doch wohl die Schüler*innen, das Lehrpersonal!

Ich denke weiter: Was wäre, wenn so ein Massaker von einer Frau verübt wird? Wäre das auch ein wahlloses herumballern? Eher eine gezielte Erschießung der drei Männer, die ihr Leben in den letzten zehn Jahren zur Hölle gemacht haben.

She wore a crimson jacket

she fired with a rifle

she killed three men with exactly shots in their head

Tag für Tag das gleiche, sie schuftet, schupft den Haushalt, die kleine Landwirtschaft, die Kinder.

Er arbeitet zeitweise in der Stadt als Handwerker. Das Geld, das er verdient, wird in Spirituosen investiert, die er dann abends mit seinen Kumpels auf der Veranda sitzend, versäuft. Am Wochenende geht er zur Abwechslung in die Stadt: zum Saufen. Wenn er heimkommt, vergewaltigt er sie und prügelt auf sie ein. So geht das seit Jahren. Und dann ist genug. Nach der Tat, als sie von der Polizei verhaftet wurde, ließ sie sich widerstandslos festnehmen und war in einer ruhigen und stable condition.

Markus: „Warum heißt die Nummer eigentlich Helikopter, kommt ja nirgends vor?“

Toni: „Ja und es muss Helicopter heißen, wenn´s Englisch ist.

Ich lache: „Erstens ist der Text Deutsch.

Toni lacht auch: „Siehst wieder, wie ich auf den Text achte.“

Ich: „… und zweitens, Helikopter kommt in der dritten Strophe vor.

Wart… hab´s gleich:

Helikopter streunen über den Strand,

Zerstören die Burgen aus Sand.

Wirbeln Staub auf und versprühen Macht.

Es knirscht allerorts, keiner lacht.“

Markus: „Ah ja.“

Transposition

„Das Line Up ist super.“

„Ist gut geworden, gell!“

„Sehr verschieden.“

„Ich will nicht sechs Rockbands hintereinander hören.“

„Stimmt, Abwechslung ist gut.“

„Noch dazu bei einem Open Air Straßenfest.

Schickst mir bitte dann eure Tech Rider.“

„Mach ma.“

„Dann können wir für die Backline vorbereiten.“

„Der Ac4 reicht vollkommen aus, oder?“

„Sicher, falls doch nicht, häng ma a Mikro dran.“

„Im Gegenteil, ich fänd´s komisch, wenn man sich nicht in der Kulturpolitik auch einbringt.“

„So denkst du halt.“

„Möglich, aber gerade wenn es um mitmachen geht und lokal vor Ort was auf die Haxen zu stellen…“

„Tja, aber so denken nicht …, grad die Musikszene ist ja nicht dafür bekannt, dass sie besonders … äh … sozial wäre.“

„…weiß nicht, ja … hm … sicher, sind schon einige … äh … Egoshooter und „nur noch nicht entdeckte“ Genies unterwegs …

aber ich hab´ eigentlich überraschend gute Erfahrungen gemacht. Die meisten waren umgänglich und kooperativ … und die wenigen, die es nicht waren, habe ich einfach nicht mehr eingeladen.“

„…wohl das Beste.“

„Die haben dann was einfach nicht mitgekriegt, man muss sich die Sachen nicht schwerer machen, als notwendig.“

Diese Stadt gebiert faule Faschisten

Diese Stadt gebiert faule Faschisten

so wie täglich dreckige Luft

so wie täglich dreckige Luft

Diminished

Dann kam die Phase, wo Musik nur mehr zu einem beiläufigen Hobby wurde. Die dauerte länger. Das Gitarrenspielen war Entspannung, Zeitvertreib, um runterzukommen, nach einem langen, vollen Arbeitstag. Meine politische Phase, die Gleichrichterphase, in der ich begann, zu wissen, was ich wollte. Die clear Sound – Engagementphase, ohne Verzerrer und Delays: Arge Zivildienst, Friedenbewegung, Journalismus, Zebra Anfänge, sozialpolitisches Engagement … großartige Zeit.

Erholungsphasen, Urlaube, Reisen waren mit kreativen Ideen angefüllt. Die innere Stimme säuselte ins Ohr: „Du musst Lieder, ein Essay zu…, einen Roman schreiben.“ Die Entspannung ging flöten. Der Druck – selbst gemacht – entstand. „Du musst was Produktives tun!“ Es entstanden Texte, Schnipsel, Kapitel und Ideen sowie Akkordabfolgen, Musikteile. Nix ganzes, nix fertiges. Kaum war der „Urlaub“ vorbei, trat ich wieder in der Mühle. Ich hatte einen Job, der mich ausfüllte, den ich gerne und der Sinn machte, aber mir keine Energie ließ.

Je länger die Absenz von Musikmachen dauerte, desto intensiver wurde das Gefühl, dass das noch nicht alles gewesen sei.

Theoriestunde

„Okay, also die parallele Durtonart zu E-Moll?“

„Das müsste G-Dur sein.

„Gut, und was ist ein Dim-Akkord?

„Das ist ein verminderter Akkord

„Und was heißt das?“

„Grundton und Terz und Tritonus.“

„Yep.“

Danke Franz.

Wir saßen am Balkon und spielten – meine Lieder – zum ersten Mal. Ich hatte den Typen über eine Mitarbeiterin, fürs 22 Jahre Zebra Fest kennengelernt. Er machte die Grafik. Es ging alles ganz leicht, mit ihm: Fußball, insbesondere Sturm und Musik waren die Wellen, auf der wir gleich gemeinsam surften. Als er hörte, dass ich Songs schreibe, wollte er die hören.

„Und wie gefällt´s dir?“

„Gut, gut, manches sogar super.“

„Und was machen wir jetzt weiter?“

„Ja was, einen Gig organisieren.“

„Nein.“

„Doch.“

„Meinst echt?“

„Na sicher.“

„Man braucht ein Ziel, nur üben ist ja nix.“

„Pfff.“

Outro

Kläglich gescheitert, all das was ich zu Musik zu sagen gehabt hätte, geht sich …

„Ist der Platz aus?“

„Kann ich noch ein paar…“

„Nein?“

„Hm.“