Sturm Echo Nr. 355

Sturm Protokolle:

Gesprächspartner:  
Ludwig „Luki“ Krentl,
Stadionsprecher-Legende
 Thema:  
22 Jahre Stadionsprecher, „die Stimme Sturms“
 Protokollant:
Wolfgang Gulis
 Foto:
GEPA Pictures
 Ort, Zeit:
Graz, im September 2018

Als der Hannes Kartnig gesagt hat, ob ich das bei Sturm nicht auch machen möchte, ist ein Bubentraum in Erfüllung gegangen. 30 Jahre bin ich damals schon Sturm Fan gewesen, bin immer in der Gruabn gestanden und war fasziniert, auch vom Schrey (Günter Schrey, der damalige Stadionsprecher Anm. d. Red.), der eine Legende war. Ich war schon seit einigen Jahre bei der Eishockey Mannschaft EC Graz  Stadionsprecher und der Kartnig damals Doppelpräsident bei EC Graz und Sturm.

Also debütierte ich im Juli 1996 zum ersten Mal als Stadionsprecher in der Gruabn, es war ein 0:0 gegen Austria Salzburg. Ein Jahr später, im Juli 1997 war dann die Eröffnung  des neuen Stadions in Liebenau.  Da war alles anders, alles neu. Nur leider das Eröffnungsspiel hab´ ich nicht ansagen dürfen, weil der GAK ja Veranstalter war. Dafür habe ich das seltene Vergnügen gehabt, eine GAK Partie moderieren zu dürfen – oder besser gesagt: müssen. Ich hab nämlich eine Wette verloren gegen den Oliver Kölli, den Stadionsprecher vom GAK, laufen gehabt. Und ausgerechnet da haben wir 0:5 verloren. Bei einem der nächsten Heimspiele vom GAK bin ich mit einem T-Shirt auf dem Platz, an dem vorne groß 0:5 aufgedruckt war. Und obendrein musste ich mit „Begeisterung“ die Aufstellung des GAK ansagen. Ich hab das

so gut gemacht, dass ich Szenenapplaus von den GAK Fans erhalten habe.

In so einer langen Laufbahn machst du natürlich auch eine Reihe von Fehlern, gar keine Frage. Einmal hatte ich eine Werbung vom TV-Sender Steiermark 1 anzusagen. Ich sag´ den vorgegeben Text und dann zum Abschluss noch: „Also liebe Stadionbesucher beim nächsten Mal Radio aufdrehen“ oder so. Ich dachte wirklich, dass sei ein Radiosender. An einen zweiten Versprecher erinnere ich mich auch noch gut. Nach Ende des Matches habe ich immer mein Sprücherl aufgesagt: „Wenn sie motorisiert sind, fahren sie vorsichtig und kommen sie gut nach Hause“. Aus irgendeinem Grund – wir haben vorher was anders geredet – war ich unkonzentriert und hab´gesagt: „Wenn sie alkoholisiert sind,…“  Na bitte, mehr brauchst nicht. Der Polizist, der neben mir gestanden ist, hat mir den Scheibenwischer gezeigt.

Großartige Erlebnisse waren auch die internationalen Begegnungen. Wenn du Manchester

United, Valencia, Marseille  und wie sie alle heißen zu Gast hast, das ist schon besonders. Für die Úpjest Budapest Fans habe ich sogar ein paar ungarische Begrüßungsworte gelernt. Die Genfer (Anm. Servette Genf) habe ich auf Französisch begrüßt. Anspruchsvoll waren Matches gegen Mannschaften mit schwierigen Namen. Da waren die griechischen oder auch die türkischen Teams immer eine Herausforderung. Das war schwer für mich. Glücklicherweise gab´s die Dolmetscher, die mir halfen.  Entsetzlich war das Spiel gegen den AC Parma, niemand konnte es glauben, als der Schiri schlussendlich auf den Mittelkreis zeigt und das Tor[1] gibt, das allen Sturm-Fans noch als das „Schicklgruber Tor“ in zweifelhafter Erinnerung  ist. Und ich musste dann das Tor ansagen. Aber so ist der Job auch manchmal. Generell bin ich bei den Gegentoren immer um ein paar Oktaven runter gegangen und hab´ die Worte eher gequält runtergespult.

Es war eine wunderschöne Zeit und ich bin froh, dass ich sie erleben durfte. Beim letzten Spiel gegen Rapid ist mir das noch mal richtig bewusst geworden.  Da waren die Emotionen schon sehr hoch. Es war wirklich schön.

In den Sturm- Protokollen erinnern sich Protagonisten und Statisten der Geschichte des Sportklubs Sturm an legendäre Momente und herausragenden Leistungen.