Von Graz nach Amsterdam
2016 lud Ajax Sturm Jugendtainer Daniel Zenkovic, zu einem Probetraining nach
Amsterdam ein. Er überzeugte und ist seitdem Teil des Jugendtrainerstabes beim holländischen Traditionsklub. Über Parallelen und Unterschieden der Ausbildungsarbeit von Ajax und Sturm.
Mit knapp 19 Jahren hing Daniel Zenkovic im Jahr 2007 seine Fußballschuhe, die er damals für den USK Anif II schnürte, an den berühmten Nagel. „Ich hab´ gesehen, dass es für den Profibereich nicht reicht“, erklärt der bosnisch-österreichische Doppelstaatsbürger. Er startete deshalb eine Karriere als Nachwuchstrainer., die ihn über die Fußballakademie Tirol, den FC Salzburg und Sturm Graz schließlich zum aktuellen Champion League Halbfinalisten führte. „Sturm und Ajax sindrichtig geile Vereine mit großen Traditionen und treuen Fans. Ich bin sehr froh, beide näher kennengelernt zu haben“.
Die Ajax Philosophie
Bei Ajax sei im Jugendbereich viel mehr Geld im Spiel. „Die Bedingungen sind bestens, aber allein die Anzahl der Rasenplätze und der Betreuer ist nicht entscheidend. Im Kern geht es bei unserem Job immer um Menschen und Beziehungen, das ist bei Ajax nicht so anders als bei Sturm“.
Zwar gab es bei Ajax vor einigen Jahren eine Abkehr 4-3-3 System, das sich zuvorjahrzehntelang von der Jugend bis zur Kampfmannschaft durchzog. Dennoch betont Zenkovic die durchgehende Ausbildungsphilosophie der Niederländer, die schon bei den Kindern beginnt und sich in der Jugend, in der schon früh die Toptalente gesichtet werden, fortsetzt. „Spieler werden heute nicht mehr allein auf bestimmte Abläufe trainiert, sondern mehr auf Gedanken- und Reaktionsschnelligkeit, um in verschiedenen Spielsituationen selbständig reagieren und spontan die beste Lösung finden zu können“, so Zenkovic.
Um zu verhindern, dass junge Talente von anderen kLubs weggeschnappt werden, versucht man, den jungen Spielern sportliche Perspektiven zu bieten: „Für die 14 bis 15- Jährigen werden Karrierepläne entwickelt, die dann durchgezogen werden. Hochtalentierte Jungendspielter wissen bei uns, dass sie mit 17 oder 18 Jahren in die Kampfmannschaft einsteigen werden. Für Ajax reicht es nicht, Trophäen zu holen, die Kampfmannschaft muss auch von jungen eigenbauspielern durchsetzt sein. Das ist für die Bewertung einer Saison ebenso wichtig wie ein Meistertitel.“
Strategie macht sich bezahlt
Auf den Einsatz in der Kampfmannschaft arbeitet der ganze Stab hin. „Wir beschränken uns dabei nicht auf das fußballerische oder das physische, sondern legen auch großen Wert auf Dinge wie die Ernährung oder das Auftreten am und außerhalb des Platzes. Dazu werden unsere Spieler auch im mentalen Bereich durchgehend unterstützt“, erklärt Zenkovic. Sind die jungen Spieler dann Teil des Profikaders, wird ihnen auch ein Zeitraum, um Spiele zu bestreiten, gegeben. „In dieser Phase können sich die Spieler anpassen und entwickeln“, was den Druck nehme, in vielleicht nur einem Spiel vollends überzeugen zu müssen. So schaffe man es, regelmäßig Eigenbauspieler in die Kampfmannschaft hochzuziehen, die sich dort dann auch behaupten können und dem Verein in Falle eines Transfers als fertig ausgebildete Spieler nicht selten hohe Transfereinnahmen bringen. So musste der FC Barcelona für die Verpflichtung des 21-jährigen Frenkie de Jong eine Ablöse von 75 Millionen auf das Konto von Ajax überweisen. Sportlich will der niederländische Double-Gewinner den Abgang mit einem Spieler aus dem eigenen Nachwuchs kompensieren.